Mittwoch, 23. April 2008

Rohe Fische erobern die Westdeutsche Musikszene – ihre Mission: Rock am Ring!


Mister Sushi sangen „Wir drehn uns im Kreis“ und alle tanzten mit. Wer am 12.04. auf ein Bierchen im Parkside war, dem blieb nichts anderes übrig, als sich zu bewegen: „Live Disco“ nennen die Jungs aus der Umgebung von Leipzig und Dresden ihre Performance. Poppige Klänge, die ab und an mit Elektrobeats und gitarrenlastigem Rock aufgepeppt werden, dazu tiefgründige deutsche Texte, vorgetragen von der leicht rauchigen Stimme des Sängers Al Forno – das ist die perfekte Mischung zwischen Traumwelt, Ekstase und realer Ernüchterung. Der Sushi-Powerpop weckte im Parkside alle müden Geister und setzte fühlbare Energien frei.

Künstlernamen haben die Sushis alle. Um aufzufallen und damit man über sie redet. Al Fornos Gesang wird begleitet von Ice Garcia am Schlagzeug, Todd Rigatoni an der Gitarre, The Ad am Bass und Born Pesto am Keyboard. In Mitteldeutschland ist Mister Sushi schon bekannt wie ein bunter Hund. Ihr Song „Wenn du gehst“ brachte ihnen den Titel „Newcomer der Woche“ bei NDR 2 ein und auch auf MDR Sputnik (vergleichbar mit 1live) sind sie gern gehörte Gäste.

Ob Herzschmerz, Liebe oder Alltagssituationen: Mister Sushis Songs sind echt, realitätsnah und farbenfroh. Keiner klingt wie der andere, Langeweile kommt nicht auf. Es gibt Bands die reißen an einem Abend ihr Programm runter und gut ist. Mister Sushi sind anders. Sie wissen selbst nicht, was der Abend bringt. Ob Blues, Rock, Pop, Latin Music, Reggae oder Jazz: die Jungs wissen vorher nie was für Sessions sie auf einem Konzert dazwischen schieben. Wenn sie gut drauf sind, erfinden sie mal eben eine eigene Musikrichtung: Peggae (ostdeutsch: Peggy;0) ) ist eine Mischung aus Pop und Reggae und sehr tanzbar.

Hier im Westen hat’s ihnen gut gefallen, auch wenn der Schlagzeuger die Straßen im Osten besser findet und dem Sänger das Aachener Kaiserbrunnen Mineralwasser nicht mundete. Das Publikum im Parkside hat’s ihnen verziehen. Die Jungs haben sich von all ihren (guten) Seiten gezeigt und sich einfach treiben lassen. Dass dann auch mal der ein oder andere Schlager herausrutschen kann: Schwamm drüber. In puncto Textsicherheit bei „griechischer Wein“ macht Al Forno niemand etwas vor. Auch nicht im Mambo tanzen. Der (Frauen gebt mir recht: heiße) Hüftschwung ist aber nicht angeboren, dafür musste er jahrelang die Tanzschule besuchen. „Latein tanzen ist Leben pur – wie Sex“, sagt er selbst. Für Frauen haben die Sushis im Moment aber eher weniger Zeit, sie kümmern sich selbst um Booking, Merchandising und Co. „Da ist nicht viel mit Liebe machen. Die Band hat erstmal Vorrang“ grinst Al Forno und zieht an seiner Zigarette.

Die Sushis schwimmen nicht mit dem Mainstream mit. Sie machen ein neues Fass Musikgenre auf und sorgen dafür, dass der Musikmarkt dreckiger wird. Der Mainstream wird sich an Mister Sushi anpassen müssen, wenn er sich positiv entwickeln will.

Spaß haben, das sollen die Konzertgänger. Und wenn ihnen das nicht gelingt, stellt sich Ice Garcia für 2000 Euro an euren Grill und brutzelt für euch Thüringer Röstbratwurst. Bevor es soweit kommt, träumen die Sushis von einer höheren Liga. Ihre Mission heißt: Rock am Ring. Mit Massenpublikum haben sie kein Problem. Die Jungs waren schon mal Support von Scooter. „Elektrisch“ singen können sie nämlich auch.

Und wer am Samstag nach dem Konzert im Bett lag, hatte garantiert keinen Fischgeschmack im Mund, sondern Fischgesang im Ohr. Vielleicht kommen sie ja noch mal wieder und bekämpfen mit dem Publikum die Monster im „Kellerschrank“ oder lassen sich vom „Copacabana Girl“ verzaubern. „Schließ deine Augen“ singen die Jungs, davon bräuchte man eigentlich vier. Vier Augen zum Genießen: eins zum lachen, eins zum weinen, eins zum schwitzen und eins zum tanzen. Und ein offenes Ohr für den ostdeutschen Dialekt. Wagt den Gang in die Höhle des Löwen, blickt über de Tellerrand und traut euch den rohen Fisch zu!
Ausschnitte aus der EP von Mister Sushi könnt ihr euch anhören unter http://www.mistersushi-band.de/ oder www.myspace.com/pliziert

Rockt on!

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