Montag, 27. September 2010

"Gut gegen Nordwind" im Grenzlandtheater

„Gut gegen Nordwind“ - dieser Roman von Daniel Glattauer hat als Bühnenfassung im Grenzlandtheater Premiere gefeiert. Die Zuschauer haben die schauspielerische Leistung mit Standing Ovations belohnt und zwischendurch gab es sogar Szenenapplaus als Schauspieler Timo Hübsch seinen durchtrainierten Oberkörper mit Liegestützen fit hielt. Und auch die Männer kamen nicht zu kurz: Schauspielerin Solveig August geizte ebenfalls nicht mit ihren Reizen. Sprich: ein rundum gelungener Abend mit herausragenden Schauspielern und einem glücklichen Publikum.

In „gut gegen Nordwind“ geht es zum Emmi, die sich bei einer E-mailadresse vertippt und ihre E-Mail aus Versehen an den charmanten Sprachpsychologin Leo schickt. Es entwickelt sich eine E-Mailfreundschaft, die witzig und unterhaltsam beginnt und sich langsam mit Leidenschaft, Sehnsucht und schließlich Liebe füllt. Wie sagt Leo so schön: „Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf“.

Aber keine Sorge, auf der Bühne wird nicht die ganze Zeit nur per Mail kommuniziert. Man muss sich das so vorstellen: eine Seite der Bühne ist die Wohnung von Emmi und die andere Seite die Wohnung von Leo. Die beiden spielen nebeneinander als wäre der andere gar nicht da und sprechen ihre E-Mails laut als Dialog. Und dabei wird es nie langweilig: da wird sich umgezogen, Wein getrunken, Sport gemacht, gelitten, gelacht, geträumt und Wut rausgelassen. Der Zuschauer erlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle und ich glaube gerade wir Studenten können uns sehr gut in die Gefühlslage der beiden Protagonisten hineinversetzen, denn wer hatte nicht schonmal eine E-mailbekanntschaft mit der man sich super verstand und dann kam der Tag an dem man sich entscheiden musste: treffen wir uns oder mailen wir weiterhin mit einem Gedankenkonstrukt? Denn die Enttäuschung bei einem persönlichen Treffen könnte groß sein.
Ob die beidensich treffen verraten wir natürlich nicht, das wäre ja gemein, wenn man das vorher schon weiß. Das Stück lohnt sich auch für Leute, die das Buch schon kennen, denn durch die beiden Schauspieler kommt ein Elan in die Geschichte, den man beim normalen Lesen überhaupt nicht empfindet. Im Stück liefern sich die Mails einen Schlagabtausch, spritzige und messerscharfe Dialoge treffen aufeinander und es macht riesigen Spaß zu sehen, wie die quirlige, vorlaute Emmi und der liebevolle, direkte Leo Gestalt annehmen. Mal sind sie distanziert, mal sind sie sich unglaublich nah. Und das Tolle: das Buch kommt einem an manchen Stellen schon kitschig vor, aber auf der Bühne merkt man nichts von dem Kitsch, die Schauspieler sorgen dafür, dass die Geschichte nicht in eine Schnulze abrutscht, spannend bis zur letzten Minute bleibt und die Zuschauer mit einem lauten Seufzer nach hause schickt.

„Gut gegen Nordwind“ läuft täglich um 20 Uhr im Grenzlandtheater.

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