Donnerstag, 13. Januar 2011

Nichts für brave Mädchen: Angela S. Chois "Hello Kitty muss sterben"

So pink der Einband, so böse der Inhalt: Fiona Yu lebt zwischen zwei Kulturen. Sie stammt aus China und lebt in den U.S.A. Im Land der unbegrenzten möglichkeiten ist Fiona auf ihre Karriere als Anwältin aus, arbeitet 15 Stunden am Tag in einer Superkanzlei. Doch sie wohnt noch bei ihren Eltern, die einen Waschsalon besitzen, wo Fiona am Wochenende aushilft. Sie muss zu Dates, die ihr Vater für sie organisiert. Sie möchte sich aber dem Leben ihrer Eltern nicht anpassen, möchte keine Hello Kitty sein, die sich einem Mann oder Traditionen unterwirft. Eines Tages trifft Fiona einen alten Schulkameraden, der Chirurg ist und sich auf Hymenalrekonstruktion spezialisiert hat - Wiederherstellung von Jungfernhäutchen. Sean verbringt die Wochenenden damit seine ganz eigenen Ideen von Gerechtigkeit auszuleben. Er mordet, was das Zeug hält, um seine spezielle Art von Gerechtigkeit in der Welt wieder herzustellen. Fiona findet das super und nun wird ihr Leben zwischen grenzenlosem Kapitalismus und Prüderie richtig aufregend...Hello Kitty, diese mundlose, zahnlose, meinungslose, sexlose Karrikatur eines Kätzchens muss sterben!

Auch wenn klar ist, dass ein Roman ein Roman ist und keine Biografie, hat sich die Autorin bestimmt von ihrem Leben zumindest inspirieren lassen (BEVOR das Morden anfängt :D ). Angela Choi ist in Hongkong geboren und lebt in San Francisco. Sie hat jahrelang als Anwältin gearbeitet bis sie mit 30 beschloss, zu schreiben. "Hello Kitty muss sterben" ist dabei rausgekommen -  es ist ihr schriftstellerisches Debüt. Als Chinesin in den U.S.A. lebend, unsterstelle ich mal, dass sie beide Kulturen recht gut kennt.

Das Buch ist echt bösartig und witzig. Angela Choi kritisiert sowohl den kapitalistischen Wohlstand, amerikanische Oberflächlichkeit als auch nicht mehr zeitgemäße starre chinesische Traditionen - Wettern gegen verstaubte Rollenbilder inbegriffen. Verpackt in eine bös-ironische Geschichte.

Das Buch hat mich überrascht. Als ich das Cover sah, musste ich hart blinzeln (wer täte das nicht), nach der ersten Seite befürchtete ich, es wird etwas ähnliches wie "Feuchtgebiete", doch dann überraschte mich das Buch bis zum Schluss immer wieder aufs Neue. Es bleibt spannend, die Sprache macht Freude und das Buch hat einen eigenen Soundtrack, den man im Kopf trällert: "Smells like Teen Spirit". Als Leser sollte man sich auf jeden Fall an schwarzem (tief-) Humor freuen können.

Angela S. Choi: Hello Kitty muss sterben - erschienen bei Luchterhand


Margarethe Grad

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