Montag, 9. Juli 2007

Wortsalat vom 9. Juli 2007

Kind 1364. Ein Lebensborn Kind erinnert sich

Der Lebensborn war ein Lieblingsprojekt von SS-Chef Heinrich Himmler. In den Lebensbornheimen sollten die Herrenmenschen erschaffen werden, eine arische Elite der Zukunft heran gezogen werden. Die kleine Heilwig ist so ein Lebensborn-Kind und hat schwer daran zu tragen bis heute. Himmler besucht seine Heime regelmäßig und im Heim in Steinhörig fällt ihm Eleonore auf - blond, schlank, ebenmäßig. Er sendet ihr seinen Stellvertreter Oswald Pohl und die Rechnung geht auf. Die beiden heiraten 1942 und Oswald Pohl adoptiert die kleine Heilwig. Bis Kriegsende führt die Familie ein privilegiertes Leben. Oswald Pohl ist bei der SS für die Arbeitseinsätze der KZ-Häftlinge zuständig. Nach dem Krieg wird er in Nürnberg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Am 7. Juni 1951 wird er hingerichtet.

Wie mit so einer Familiengeschichte leben? Von Schweigen und Schuldgefühlen war Heilwigs Leben durchdrungen. Behaftet behaftet mit diesem Makel, für den sie nichts kann und der sie doch bis heute belastet. Die Familie versucht, ein normales Leben zu führen. Über die Vergangenheit im Lebensborn und die Schuld des Vaters wird hatnäckig geschwiegen.

Dorothee Schmitz-Köster
"Kind l 364"
Eine Lebensborn-Familiengeschichte
gebunden, 288 Seiten
19,90 Euro
Rowohlt Berlin
(noch nicht erschienen, voraussichtlich im Juli 2007)

Leben ohne Öl? So langsam müssen wir uns das mal vorstellen. Und das tut Andreas Eschbach. In seinem Roman „Ausgebrannt“ geht es um Erdöl und die USA, um unsere Abhängigkeit vom Öl und um unsere Abhängigkeit von der Macht. Der Roman ist präzise recherchiert und deswegen sind die scheinbar abenteuerlichsten Elemente dieses Science-in-fiction-Thrillers wahr. Wahr ist wohl auch, dass nicht nur die Scheichs in den arabischen Ländern die Bösen sind, sondern wir selbst.

Andreas Eschbach: "Ausgebrannt", erschienen im Lübbe Verlag. 752 Seiten, 19,95

Liebesgeschichten zu dritt. Ein Stoff, aus dem Träume und Alpträume sind – und Romane. Am Anfang ist es immer spannend, schön und euphorisch – aber schnell wünscht man sich, dass es wieder so wird, wie es einmal war. Rosemarie, Roland und Jim geht es in Arnold Stadlers Roman nicht anders.

Arnold Stadler erhielt den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis und den Georg Büchner-Preis. Lesenswert.

Arnold Stadler: Komm, gehen wir. S. Fischer Verlag, 395 Seiten, 18,90


Der mit 15 000 Euro dotierte Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil geht in diesem Jahr an den irakischen Kurden Sherko Fatah. Er erhält die Auszeichnung für seine Romane «Im Grenzland» und «Onkelchen».

Die Jury würdigte Fatah für seine «eindrucksvolle Schilderung von Gewalt, Krieg und das Grenzgängertum zwischen den Welten». Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren, wuchs in der DDR auf und kam 1975 nach Westdeutschland. Er lebt heute als freier Autor in Berlin.

Im Grenzland und Onkelchen von Sherko Fatah sind erschienen bei Jung und Jung

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