Montag, 27. Oktober 2008

Missy - neues Popkulturmagazin für Frauen

Es gibt ein neues Popkulturmagazin für Frauen, das zurzeit aber auch gleichzeitig das einzige Popkulturmagazin für Frauen auf dem Printmarkt ist. Als ich das mitbekommen habe, war ich schon neugierig. Doch dann las ich auch den Titel und der ließ auf meiner Seite keine Begeisterung aufkommen. Wer nennt denn ein Magazin, mit dem der Anspruch erhoben werden soll, kein typisches Frauenmagazin zu sein „Missy“?

Durch den Titel unterscheidet sich „Missy“ so schon mal überhaupt nicht von den anderen Magazinen für Frauen, deren Titel krampfhaft versuchen einen Bezug zu ihrer weiblichen Leserschaft herzustellen. „Missy“ soll wahrscheinlich frech klingen. Ich finde es klingt eher nach: den Herausgebern ist nichts Besseres eingefallen. Dabei möchten die Macherinnen von „Missy“ ein Magazin herausgeben, dass nicht voll mit Antifaltencremewerbung ist und sich die Berichterstattung auf die Vorteile von dieser und jener Haarcoloration beschränkt. Bei den Printmagazinen für Frauen füllen die Tests und Beschreibungen von Schönheitsprodukten sonst fast über die Hälfte des Magazins und wenn nicht darüber geschrieben wird, dann wird man oder in diesem Fall besser die Frau durch mehrseitige Anzeigen diverser Kosmetikhersteller in regelmäßigen Abständen daran erinnert, warum sie das Magazin gekauft hat. Dahinter steckt ja wie immer das liebe Geld. Je mehr Werbekunden, desto besser und gesicherter die Finanzierung. Da die Werbekunden natürlich keine negative Vorstellung ihres Produkts wünschen, sind natürlich alle Produkte super toll. Missy liegt eine andere Finanzierungsstrategie zugrunde.

Die Herausgeberinnen Sonja Eismann, Stefanie Lohaus und Chris Köver haben eine Konzept entwickelt und damit dann einen Förderpreis beim Musik- und Videoportal Hobnox.tv gewonnen. So konnten sie das Magazin erst mal finanzieren. Natürlich gibt es auch Anzeigen in dem Magazin, aber die dominieren nicht das Gesamtbild und passen sich dem Konzept von Missy an. Anzeigenkunden wie Buchhandlungen oder auch Elektronikherstellern, die auf der Suche nach weiblichen Führungskräften sind und so gleichzeitig etwas für ihr Image tun möchten, nutzen Misy als Werbefläche.

Inhaltlich bietet Missy eine große thematische Bandbreite. Es gibt globale politische Themen wie Berichte über die Sprayerin Faith 47, die mit ihren Graffitis gegen den Rassismus gegen Schwarze und Frauen in Südafrika kämpft oder die libanesische Zeitungsverlegerin Nayla Tueni, die mit ihrem liberalen Zeitungsverlag gegen den Fundamentalismus im Libanon anschreibt. Es gibt auch eine Modestrecke, nur ist die den ruhigeren, eher gedeckteren Farben des Magazins angepasst und eben nur ein kleiner Teil des Gesamtkonzepts. Sexthemen sind auch vorhanden, zum Beispiel eine Reportage über den Einkauf des richtigen Vibrators im Sexshop.

Die Musik-, Film- und Buchvorstellungen beschäftigen sich ausschließlich mit Frauen. Aber nicht so Sachen, die mit dem Etikett freche Frauen versehen sind, sondern Titel mit Anspruch und fern vom Mainstream. Um die Frage zu beantworten, die sich unweigerlich bei so einem Projekt aufgrängt: Ja, Missy erhebt einen feministischen Anspruch. Alleine schon dadurch das vorne unter dem Titel Missy Popkultur für Frauen steht. Die feministische Grundhaltung ist Bestandteil des Magazins, driftet aber nicht ins Aggressive ab. Obwohl eine Kampfansage ist Missy schon. Die Macherinnen schreiben nämlich im Vorwort „Wenn Popkultur-Journalismus ein Spielplatz ist, dann sind 80 Prozent dieses Spielplatzes von Jungs besetzt. Wir hatten keine Lust mehr, den Jungs immer nur beim Spielen zuzusehen, wir wollten selbst spielen.“ Bis auf die fatale Entscheidung dem Magazin den Namen Missy zu geben, ist das neue und erste Popkulturmagazin für Frauen durchaus gelungen.

Man merkt der ersten Ausgabe aber auch an, dass die Machereinnen von Missy aufgrund der großen thematischen Bandbreite versuchen, ein möglichst großes Zielpublikum anzusprechen, was ja durchaus schlau durchdacht ist. Man verliert sich aber etwas in dem Magazin und es ist mit Spannung aber auch mit Vorfreude zu erwarten, was die nächste Ausgabe der Missy zu bieten haben wird.

Missy könnt ihr am Kiosk für 3,80 Euro erwerben.

(Katinka Müller)

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