Dienstag, 13. Dezember 2011

"Raven wegen Deutschland" von "Torsun und Kulla"". Literatur über Musik. Gewinnt ein Exemplar!


Musik und Literatur liegen oft viel näher beeinander, als man sich das so denken würde. Es kommt nämlich durchaus hier und da vor, dass Musiker ihr Mikrofon gegen 'ne Tastatur tauschen. Bushido hat so vor einiger Zeit seine Biographie abgeliefert und Nagel, der Sänger von Muff Potter, hat schon zwei Romane veröffentlicht, seit sich die Band aufgelöst hat.

Ein weiteres Beispiel dieser Verbindung Musik/Literatur ist Torsun, der Sänger der Berliner Elektroband Egotronic. Der hat vor ein paar Wochen auch sein erstes Buch „Raven wegen Deutschland“ herausgebracht. Erlebte Biographie oder ausgedachter Roman?

Das Buch ist irgendwie ein bisschen von beidem, im Untertitel heißt es sogar „ein Doku-Roman“. In erster Linie soll es zwar eine Art Biographie von Egotronic sein, die nämlich dieses Jahr im Oktober ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnten. Aber der erste und gleichzeitig größte Teil des Buches handelt nur von einer sehr überschaubaren Zeit, nämlich dem Sommer 2007 und beschreibt die Entstehungsgeschichte des zweiten Egotronic-Albums „Lustprinzip“. Torsun erzählt da zwar im Prinzip nur, was er erlebt hat, aber das könnte genau so auch in einem Roman stehen. Zwischen ein paar Kapiteln hat sein Co-Autor Kulla noch Weggefährten aus der damaligen Zeit befragt und hat diese Interviews dann in so einer Art fiktiver Talkshow aufgeschrieben.

Der erste Teil des Buches handelt also von diesem Sommer bzw. der Entstehung des Albums. Das fängt damit an, dass Torsuns langjähriger Bandkollege ausgestiegen ist und deswegen fraglich ist, ob es Egotronic in der Form oder überhaupt weiterhin gibt. Er ist außerdem arbeitslos, weil er einfach keinen Bock auf Erwerbsarbeit hat, und seine Freundin hat ihn verlassen. Also nicht gerade Supervoraussetzungen, um ein neues Album zu produzieren. Torsun hängt entweder in seiner Wohnung rum und guckt irgendwelche Feel-good-Movies oder zieht von einer Technoparty zur nächsten und pumpt sich mit Drogen voll. Irgendwie mit der Hilfe von Freunden und weil Audiolith, also das Label, bei dem er ist, ihm andauernd in den Allerwertesten tritt, steht am Ende doch das Album „Lustprinzip“. Was dann auch genau das Album ist, mit dem Egotronic den Durchbruch schaffen. Durch das Buch bekommt man auch einen Einblick, was genau hinter manchen Liedern dieses Albums steckt.


Den zweiten Teil hat der Co-Autor Kulla geschrieben. Das ist dann schließlich wirklich eine Biographie: Von den Anfängen von Egotronic im Jahr 2001 bis zum aktuellen Album „Macht Keinen Lärm“, mit dem die Band eben ihren zehnten Geburtstag feierte, wird hier die Geschichte aufgerollt. Trotzdem ist das Buch nicht nur etwas für Egotronic-Fans. Ich finde zwar das Label Audiolith super. Aber ich kannte von Egotronic vor dem Buch eigentlich nur den Namen und habe trotzdem die 300 Seiten an einem Samstag weggelesen. Obwohl es eigentlich nur um Drogen und Techno in Berlin geht, finde ich es sehr spannend geschrieben. Gerade wer Bands wie Bratze und Plemo kennt, wird glaube ich Spaß an dem Buch haben. Was mir persönlich zu krass ist und was ich vorher auch nicht wusste ist die politische Ausrichtung von Egotronic bzw. Torsun: Er sympathisiert schon sehr mit Linksradikalismus, Antideutschen und Antiimperialismus. Das kommt dann auch in manchen Liedern vor, z. B. bei „Raven gegen Deutschland“. Diese politische Seite kommt aber in dem Buch nur am Rande vor. Es heißt ja dann auch „Raven wegen Deutschland“ und nicht „gegen Deutschland“.

(Sebastian Riehm)

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