Die WM ist vorbei, das heißt: endlich mal wieder Zeit für Theater! Gestern Abend war die Premiere des neuen Stückes der Theatergruppe des Instituts für Anglistik der RWTH Aachen, Actor's Nausea. Die Truppe hat sich an Mary Zimmermans „Metamorphoses“ herangetraut.
Eine überwältigende Leistung: Die Schauspieler haben sich wirklich selbst übertroffen und das, obwohl sie sich mit dem Stück auf Neuland begeben haben.
Sie haben verschiedene griechische Mythen mit einer Leichtigkeit auf die Bühne gebracht, dass man für 2 Stunden den Raum und die Menschen um sich herum ausgeblendet hat und mit eingetaucht ist in den riesigen Pool, der als zentrales Element diente. Es war das letzte Stück von Regisseurin Sarah Bingham. Sie verlässt die Gruppe nach 3 Jahren mit viel Stolz und hat keine Zweifel, dass die Studenten auch alleine weiterhin tolle Stücke auf die Beine stellen werden. Die Gruppe ist erwachsen geworden und zusammengewachsen.
In "Metamorphoses" werden auf moderne Art verschiedene griechische Mythen erzählt, zum Beispiel wie König Midas sich wünscht, dass alles, was er anfasst, zu Gold wird, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, was geschieht, wenn er seine eigene Tochter berührt. Das Stück ist eine Achterbahnfahrt durch die menschliche Seele: Liebe, Trauer, Gier, Verzweiflung, Leidenschaft - diese Gefühle werden so überzeugend dargestellt, dass einem zwischenzeitlich die Kinnlade herunterklappt, fast das Herz zerreißt und man sogar die ein oder andere Träne verdrückt. Welche Kraft hat die Liebe und wie verändert sie einen Menschen? Dieser Gedanke spielt eine große Rolle und es wird sehr erotisch: Schauspieler Ben knutscht sich durch das ganze Stück und verkörpert unter anderem die Leidenschaft in Person: Eros. Keine leichte Aufgabe, als Laienschauspieler intim zu werden, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Das Zusammenspiel von schauspielerischem Talent, Lichteffekten, Fantasie erweckenden Kostümen und Wasser gelingt: Dafür, dass es nur Laienschauspieler sind, haben sie ihr Publikum begeistert wie Profis: Standing Ovations waren die Belohnung für das Mammutprojekt!
Die Truppe hat keine Kosten und Mühen gescheut und einen riesigen Pool ins Space ins Ludwig Forum gebaut. 5000 Liter Wasser fasst das Ding und darin spielt sich alles ab. Im Wasser wird geliebt, gestorben, geprahlt, geweint und sich glücklich vereint. Man hat Angst, dass jemand auf den Holzplanken drumherum ausrutscht, die Premiere verlief aber Gott sei Dank pannenlos. Noch lange standen die Zuschauer im Foyer zusammen. Zu eindringlich waren die Bilder, die per Beamer an eine Leinwand auf der Bühne geworfen wurden, zu emotional die Hintergrundmusik, zu nahegehend die schauspielerische Leistung, als dass sofort Party gemacht werden könnte.
"Metamorphoses" könnt ihr noch heute und morgen jeweils um 20 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr im Space im Ludwig Forum ansehen. Tickets kosten 7 Euro und ermäßigt 5 Euro. Weitere Infos zum Stück findet ihr auch auf www.actorsnausea.de.
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