Samstag, 4. Oktober 2008

Das Hochschulradio Aachen präsentiert euch gemeinsam mit dem Theater Aachen und RWTHextern das Theaterstück „Das Produkt“ von Mark Ravenhill


Eine junge, aufstrebende Geschäftsfrau, die ihren Mann bei den Terroranschlägen am 11. September verloren hat, verliebt sich ausgerechnet in einen Al-Qaida Kämpfer. Der perfekte Plot für einen neuen Hollywoodblockbuster, oder? Dieser Film wird euch aber nicht auf einer Leinwand gezeigt, sondern nur erzählt. Joey Zimmermann, Schauspieler des Theater Aachen, mimt den Produzenten James, der die Darstellerin Olivia (Julia Brettschneider) von seinem geilen Drehbuch überzeugen will.

Es ist keine längst „abgelutschte“ Geschichte über die verjährten Terroranschläge, sondern Mark Ravenhill schafft eine neue Sichtweise auf den Terror. Er sucht keine Gründe und auch keine Schuldigen, sondern versucht mit viel britischem schwarzen Humor eine Satire über die Traumfabrik Hollywood zu kreiieren.

Für die Regisseurin Daniela Neubauer ist es nichts neues, ein Stück für nur zwei Schauspieler auf die Bühne zu bringen. Sie arbeitet gerne mit wenigen Darstellern, da die Arbeit dadurch intensiver wird.

Das „Produkt“, das der Produzent James der Schauspielerin Olivia verkaufen will, ist haarsträubend: Als Amy im Flugzeug auf den dunkelhäutigen Mohammed trifft - im Sitz vor ihr sein Messer, im Gepäckfach über ihr sein Gebetsteppich - ist es um sie geschehen: sie nimmt ihn mit nach hause und die Ereignisse überschlagen sich. Selbst ein Besuch von Osama Bin Laden oder ein Treffen mit Mickey Mouse hält Amy nicht davon ab, um ihre Liebe zu kämpfen. Wird sie selbst zur Attentäterin?


Splatter jagt Romantik, Horror folgt auf Action, Hingebung, Sex, Gewalt und Trauer wechseln sich ab: Ravenhill ist bekannt für seine provokant makabere Art. Normalerweise kennen wir es ja aus dem Theater, dass viele Schauspieler in Kostümen vor einem tollen Bühnenbild stehen und wir sehen, was passiert und uns nur noch wie im Kino zurücklehnen müssen. In „Das Produkt“ haben wir allerdings die Aufgabe, die Bilder und Darsteller erst noch in unserem Kopf zu kreieren und den erzählten Film vor unseren Augen ablaufen zu lassen: Kopfkino! Jeder Zuschauer wird am Ende des Abends seinen eigenen Film gesehen haben.

Das Interessante ist, dass wir die ganze Zeit nicht wissen, ob das Drehbuch tatsächlich existiert oder James in seiner Situation mit Olivia einfach immer mehr dazu erfindet. „Das wird Preise regnen, Auszeichnungen“, träumt James, während sich Olivia auf dem Fensterbrett räkelt. Im Showbizz zählt halt nur die Ware.

Damit es komisch wird, muss der Hauptdarsteller Joey Zimmermann zeigen, was er kann. Schlussendlich soll es ein geiler und unterhaltender Abend werden und wenn das nicht der Fall ist, hat er etwas falsch gemacht. Auf der Premiere am 2. Oktober hat er alles richtig gemacht: ein begeistertes Publikum (auch der Rektor der RWTH war anwesend) belohnte die beiden Darsteller mit viel Applaus.

Seid das nächste Mal dabei, wenn der Darstellerin ein zerfetzter Kinderkopf um die Ohren fliegt und Amy und Mohammed mit bis zu 80% verbrannten Körpern den Orgasmus ihres Lebens im Swimming Pool erleben J „Das Produkt“ ist ein sehr witziges, aber auch nachdenklich stimmendes Stück über das, was uns das Hollywoodkino sonst auftischt. Eine amüsante und provozierende Mediensatire mit drastischem Vokabular - ein Plot, der auf der Kinoleinwand unmöglich umzusetzen wäre.

Wenn ihr wissen wollt wie die Story ausgeht, ob der Produzent James die Schauspielerin Olivia davon überzeugen kann, in seinem Film mitzuspielen, dann geht ins Messdach auf dem Hauptgebäude und genießt ein geiles Drehbuch zu einer Wahnsinnsaussicht mit umwerfenden Schauspielern.

Die nächsten Termine von „Das Produkt“:
09./14.10. und 14.11., jeweils 19:30 Uhr im Messdach des Hauptgebäudes (Templergraben 25).

Weitere Informationen:
http://www.theater-aachen.de/
http://www.extern.rwth-aachen.de/


Alle Fotos: Ludwig Koerfer.

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