Montag, 25. Mai 2009

Rotkäppchen 2069 - einliterarischercomicstripübersexundandereperversionen



Rotkäppchen zwanzigneunundsechzig, das klingt spacig – ist es auch.
Kein Kinderbuch steht auf dem Einband – zu Recht! Der Wiener Schriftsteller Richard Breuer bezeichnet sein Buch selbst als "literarischen Comicstrip über Sex und andere Perversionen". Und das trifft es auf den Punkt! Beim Lesen klappt einem die Kinnlade herunter und so schnell nicht mehr hoch: messerscharfe Dialoge, obszöne Comic-Abbildungen und skurrile Charaktere, denen man im Leben nicht begegnen möchte prasseln rasend schnell auf einen ein.

Es geht um 2 Männer und 2 Frauen, die sich im Jahre 2069 an einen Quantenrechner anschließen lassen, um ihren sexuellen und gesundheitlichen Problemen auf den Zahn zu fühlen. Die Probanden träumen das, was der Rechner ihnen vorgibt. Sie begeben sich quasi auf eine virtuelle Reise! Aber: das Experiment geht schief! Die Versuchspersonen müssen auf eigene Faust einen Ausweg aus der virtuellen, völlig verrückten Welt finden. Doch was wäre eine gute Story ohne einen Gegenspieler. In diesem Fall ist es ein Überwachungsprogramm, das die 4 Gefährten daran hindern will, den EXIT zu finden. Ihre einzige Chance, wieder zurück in die Realität zu gelangen sind Rotkäppchen und der Zwerg Egon!

Die Story ist schwer in Worte zu fassen, man muss sie einfach gelesen haben. Richard Breuer würde den Inhalt selbst so beschreiben: „Es ist eine abgedrehte Science-Fiction-Burleske, die in der Zukunft spielt und sexuelle Praktiken durch den Kakao zieht. Das ganze lebt von tausenden lustigen Anspielungen. Es ist sehr schräg und gefällt nicht jedem“.

Kritik einzustecken ist natürlich schwierig. Manche Schriftsteller stecken bei schlechten Rezensionen ja sofort den Kopf in den Sand und schreiben nie mehr ein Buch. Richard Breuer sagt sich aber: „Jetzt erst Recht!“ Mit Rotkäppchen 2069 zeigt er es tatsächlich allen. Angst vor Zensur hat er nicht. 'Science Fiction meets Erotik-Heftchen', das wäre wahrscheinlich die Schlagzeile in der Zeitung zu diesem Buch. Es gibt Seiten in Rotkäppchen 2069 da ertappt man sich beim Rot werden oder große Augen bekommen bei der bildlichen Vorstellung des Geschehens. Nichts für zart Besaitete oder stark Konservative.

„Ich tue mich schwer, wie jemand diese Perversionen wahrnimmt. Ich habe versucht eher witzige Worte zu nehmen. Manche sind mir zu hart oder aggressiv. Ich habe versucht es nicht zu Ernst zu nehmen. Ich hoffe, das merkt man. Es soll Spaß machen und nicht provozieren!“

Die Charaktere in Rotkäppchen 2069 reichen vom animalischen Wolf über den armen Rob, in dessen Familie Sex als abartig abgetan wird, bis hin zu einer Fesselspielchen-Liebhaberin und Franzi, die jeden noch so ekligen Dreck aufwischt. Sie sind so authentisch beschrieben, das man fast meinen könnte, sie basieren auf echten Personen, mit denen Richard Breuer abrechnen will.
„In einer Künstlerseele schlummert einiges, da kann es schonmal passieren, das der ein oder andere skizziert wird. Vielleicht auch unbewusst: Die Rache des Dichters kann einiges“.

Inspirieren lässt sich der Schriftsteller übrigens „von allem und nichts. Hin und wieder ist es ein Buch, kann aber auch ein Film sein, ein Musikstück oder ein Gespräch mit einem anderen Menschen. Das ist mannigfaltig“.

Und was ist die Moral von der Geschicht? „Mädchen weich vom Wege nicht“.

Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, dann geht doch mal auf die Seite www.1668.cc. Da könnt ihr euch Rotkäppchen bestellen und die kostenlose Leseprobe zu Richard Breuers neuem Buch herunterladen. Schwarzkopf heißt es. „Eine absurde Wiener Krimikomödie über Hollywood und andere Grauslichkeiten. Da wird mit den Wiener Eigentümlichkeiten abgerechnet. Der Wiener Schmäh versucht das Grausliche mit Charme zu verpacken. Das Buch rechnet mit der Politik und den Politikern ab“.

Richard Breuer beschreibt seinen Schreibprozess mit der Arbeit eines Bildhauers: Man hat einen Felsblock und meißelt der Reihe nach die Struktur heraus. Die ersten Ideen für ein neues Buch schreibt er im Caféhaus gerne in sein Tagebuch. Wenn die Idee dann Gestalt annimmt, zieht er sich aber lieber an den Schreibtisch zurück. „Wenn's gut läuft versuche ich mich so gut es geht abzuschotten, einige Tage keine E-Mails zu lesen und Ablenkungen zu vermeiden. Dann wird man etwas asozial, aber jede Unterbrechung wäre da ganz ganz schlimm!“

Dann kann man nur hoffen, dass ihn keiner bei den letzten Korrekturen zu seinem neuen Buch Schwarzkopf unterbricht und es schon bald bei uns in den Buchläden stehen wird.



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