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Foto: Ludwig Forum |
Als Abschluss im Jubiläumsjahr des Ludwig Forums läut die große Ausstellung
"Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964". Geht auf eine Zeitreise in die Kunst- und Lokalgeschichte. In den 60er und 70er Jahren geschahen bedeutende Umbrüche in der zeitgenössischen Kunst: Der Kunstbegriff wurde in Frage gestellt, neue experimentelle und interaktive Strömungen entstanden und Aachen war mittendrin als wichtiges Zentrum in der internationalen Kunstszene. Auch an der RWTH ging es hoch her: Die Studierenden wunderten sich, ärgerten sich und diskutierten mit Beuys, Immendorf, Richter u. a.
Hier könnt Ihr den Beitrag aus dem Kulturschock hören:
Nie wieder störungsfrei! Teil 1"
Nie wieder störungsfrei! Teil 2"
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Foto Ludiwg Forum |
Über 150 Kunstwerke werden präsentiert und viele Zeitzeugnisse führen den Besucher zurück . Es ist alles dabei, was damals die zeitgenössiche Kunst prägte: Spielarten der Performance, Konzeptkunst, neuen Formen der Fotografie, des Films und Video, Musik bis hin zu Pop-Art und den zahlreichen Realismus-Tendenzen der 70er Jahre. Dabei werden nicht nur wichtige Aachener Protagonisten und Kunstorte gezeigt, sondern v. a. der gesellschaftskritische Anspruch von Künstlern und Ausstellungsmachern der damaligen Zeit fokussiert. Über ein Jahr dauerte die Recherche der Kuratorinnen.
Myriam Kroll und Dr. Anette Lagler führten Interviews mit Zeitzeugen, sichteten Korrespondenz aus privaten und öffentlichen Archiven und haben eine beeindruckende Auswahl von Werken und Zeitzeugnissen zusammengestellt.
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Gilbert & George, The Singing Sculptures
Foto: Judith Salomon |
Die Ausstellung führt einen durch vier Etappen der Kunstgeschichte hier in Aachen. Thematisch beginnt der Rückblick mit dem legendären
Festival der Neuen Kunst am 20. Juli 1964 im Audimax der RWTH. Auf Einladung von Valdis Abolins, Kulturreferent des ASTAs der RWTH Aachen, kamen unter anderen Joseph Beuys, Wolf Vostell und Bazon Brock in das Aachener Audimax und machten dort eine Kunstperformance. Die Veranstaltung endete im Chaos, nachdem Beuys sogar tätlich angegriffen wurde. Davon wird ein Film gezeigt, so dass man das wirklich hautnah erleben kann. Im Juni 1968 gründeten der Journalist Klaus Honnef und der Galerist Will Kranenpohl den
Gegenverkehr – Zentrum für aktuelle Kunst in der Theaterstraße. Sie führten das Konzept der interaktiven Kunst weiter und zeigten u. a. auch Gerhard Richter.
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Foto: Judith Salomon |
Sechs Wochen nach der Gründung des Gegenverkehrs traten im Sommer 1968
Peter und Irene Ludwig zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Ihre internationalen Ankäufe brachten in Atem beraubender Geschwindigkeit die weltweite Avantgarde nach Aachen und lenkten immer wieder das Interesse auf provozierende, nahe am Skandal agierende Künstler. z. B. Liechtenstein oder Vostell. 1970 eröffnete schließlich das weltweit erste Ludwig Museum mitten im Zentrum der Kaiserstadt.
Die Neue Galerie im Alten Kurhaus war dem Kunst-Panorama der 70er Jahre gewidmet und vor allem den unterschiedlichen Darstellungsformen des Realismus.
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Foto: Judith Salomon |
Die Präsentationen werden begleitet von „Wandzeitungen“ zu den einzelnen Etappen, wo man die Historie nachlesen kann und Medienberichte oder Fotos gezeigt werden, so dass man die Positionen und Werke der Künstler einordnen kann. Ihr solltet euch Zeit nehmen: Es strömt viel auf einen ein, medientechnisch, aber natürlich auch inhaltlich; durch die Aufteilung in vier Etappen fühlte ich mich aber nicht verloren. Und wer Lust hat, kann mitmachen und Teil der Kunst sein. z. B. bei "Umgraben" von Wolf Vostell oder einfach mal durch den Ausstellungsraum miteinander telefonieren.
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Foto: Ludwig Forum |
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Foto: Judith Salomon |
Die Ausstellung läuft bis zum 5. Februar.
Am Sonntag, den 13. November haben alle Studierenden freien Eintritt bis 18 Uhr. Auch in die Ausstellung
"Esprit Historique/Zero History" und "Becoming Visible". Zusätzlich gibt es das Angebot einer Führung: "Große Namen im Gegenverkehr: Gilbert & George, Lawrence Weiner, Gerhard Richter u.a." um 15 Uhr. Und um 16 Uhr wird dann der deutsche
Film "Gerhard Richter Painting" gezeigt, aus dem Jahr 2011 von Corinna Belz. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutieren Regisseurin Corinna Belz und Norbert Arns, Künstler und Assistent von Gerhard Richter, mit den Zuschauern.
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